Wolfram Höll

Hölls Bühnentext, den Antje Schupp im Rahmen des Stück Labor Basel gerade auf der Bühne des Schauspielhause probt, ist eine Collage aus kurzen und kürzestem, verdichteten und abgebrochenen Szenen und Erinnerungsfetzen. Sie kreisen um gescheiterte Kommunikation, das eigene Erschrecken, das Fehlen der Wörter, das Fehlen überhaupt. Kommentiert werden sie nie. Hölls Sprache ist ein Abtasten. Es ist, als schicke er Wörter wie ein Echolot aus, sie prallen verändert wieder zurück und geben so etwas von dem preis, auf das sie gerichtet waren. Wahrheitssuche als Versuchsfeld. (René Zipperlen, Der Sonntag)

Besetzung
Variabel

Rechte
Suhrkamp Verlag 2015

Aufführung
Basel

Übersetzung
Französisch: De la disparition du père (Übersetzung von Sonia Chiambretto et Camille Luscher, Rechte bei L’Arche Editeur)

Dramatikerpreis des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft
Seltsam schöne Sprachbilder – etwa vom Vater, der sich durch die Krankheit in eine Pflanze zu verwandeln scheint – täuschen nicht darüber hinweg, dass das Erinnern, dass die allmähliche Verfertigung der Erinnerung beim Reden, um mit Kleist zu sprechen, ein schmerzhafter, widerständiger Prozess ist, dem wir, die Zuschauer, als Zeugen beiwohnen. Im Erzählen wird Vergangenes Gegenwart – und damit tauglich für die Bühne.Seltsam schöne Sprachbilder – etwa vom Vater, der sich durch die Krankheit in eine Pflanze zu verwandeln scheint – täuschen nicht darüber hinweg, dass das Erinnern, dass die allmähliche Verfertigung der Erinnerung beim Reden, um mit Kleist zu sprechen, ein schmerzhafter, widerständiger Prozess ist, dem wir, die Zuschauer, als Zeugen beiwohnen. Im Erzählen wird Vergangenes Gegenwart – und damit tauglich für die Bühne […] Obwohl Wolfram Hölls Stücke sich stets auf konkrete geografische oder historische Kontexte beziehen, obwohl sie höchst individuelle Erfahrungen beschreiben, kann ich persönlich mich auf sehr verschiedene Weise in ihnen wiederfinden […] Ich kann mich wiederfinden als Vater, der seinen Kindern zu erklären versucht, was er doch selbst nicht so ganz versteht: Warum manche Dinge endlich sind, warum Menschen sterben (müssen). Und schließlich kann ich mich in ihnen wiederfinden mit meinen eigenen Verlusten, mit denen umzugehen ich lernen musste und muss. Der Versuch, Vergangenheit festzuhalten, zu vergegenwärtigen, ihre Bedeutung für unser Leben zu begreifen, ist ein universeller, weil existenzieller Vorgang. Wir müssen uns erinnern, um zu wissen, wer wir sind, und wir müssen uns davon erzählen, um uns zu vergewissern, dass wir nicht allein sind. Mir ist lange kein Autor mehr begegnet, der dafür so schöne, kluge, manchmal ganz einfache und manchmal ganz vertrackte Worte und Bilder findet wie Wolfram Höll. (Christian Holtzhauer)